Als mir im Sommer 2003 erste Ideen zu einem Fahrradcomputer durch den Kopf schwirrten, gab es dafür zwei bis drei Auslöser.
Mit Freunden hatte ich bis dahin zweimal eine Sommer-Radtour gemacht. Das heißt, wir sind jeweils ca. eine Woche durch Deutschland geradelt, mit dem Motto der Weg ist das Ziel. Abends haben wir Fahrtenbuch geschrieben und darin Daten wie die gefahrene Strecke und die Erlebnisse des Tages festgehalten. Darüberhinaus haben wir gelegentlich während der Tour die Ortschaften notiert, durch die wir gefahren sind. Letzteres war jedoch ziemlich mühselig, mußten wir doch jedesmal anhalten, Schreibzeug rauskramen, aufschreiben, weitertrampeln. Dafür müßte es doch auch eine intelligentere Lösung geben.
Hiermit sind die traditionellen Ostertouren mit der Strecke Magdeburg-Göttingen an einem Tag gemeint. Für diese Schweiß-und-Blut-Etappe wäre es natürlich interessant zu wissen, wann man nach wie vielen Kilometern in welchem Ort war. Da die Zeit aber ein besonders wichtiger Faktor ist - anders als bei einer gemütlichen Sommertour - verbietet sich ein ausführliches Aufschreiben hier erst recht. Vor Allem hat es sich darüberhinaus als nervig erwiesen, in jedem Ort auf die Karte sehen zu müssen. Denn Umwege sollten wenn möglich nicht auch noch gefahren werden. Eine vorher ausgearbeitete Route und ein damit versehener Zettel auf der Lenkertasche ist schonmal sehr hilfreich, aber auch hierfür müßte es doch noch eine bessere Lösung geben.
Weniger wichtig aber auch ganz nett wäre ein automatisches Logbuch bei den verschiedensten Tagestouren gewesen. Nicht daß ich Trainingsfahrten machen und die anschließend analysieren würde, aber es wäre halt manchmal nett zu wissen, was man geleistet hat.
Die konkrete Umsetzung begann im Februar 2004, die erste archivierte Softwareversion ist auf Mitternacht am 21.02.2004 datiert. Gestartet hatte ich die Arbeit in der Hoffnung, Ostern 2004 bereits ein funktionsfähiges System mit auf die R4 nehmen zu können. Ich hatte jedoch mit einigen Problemen zu kämpfen, unter anderem bei der Ansteuerung des Massenspeichers SmartMedia. Letztendlich bin ich dann mit einer Vorabversion auf Tour gegangen, die jedoch mit ihrem wackligen Laboraufbau nicht für Bordsteine und Kopfsteinpflaster geeignet war. So konnte ich zwar einige Erfahrungswerte sammeln, die Datenaufzeichnung im RAM ist aber leider aufgrund wackliger Kontakte verlorengegangen.
Für den technisch interessierten Leser ein paar Einzelheiten zur Realisierung: Der Fahrradcomputer läuft auf einem 8051 mit 11,0592 MHz, also ca. 1 MIPS. Die Auslastung in einer der letzten Versionen liegt bei etwa 30 bis 50 Prozent. Die Messung von Strecke und Geschwindigkeit erfolgt per Reed-Kontakt an einem Interrupt-Pin sowie mit einem Timer-Interrupt jede Millisekunde. Die hieraus errechneten Daten werden auf einem 4x16-Zeichen LCD ausgegeben sowie in 64 kB SRAM gespeichert. Wie ich bereits angesprochen habe, war ich nicht in der Lage, SmartMedia anzusprechen; von daher wird es in näherer Zukunft zu einem neuen Versuch mit MMC/SD-Cards kommen.
Am 21.02.2005 hatte der Fahrradcomputer seinen ersten Geburtstag, wobei ich hinzufügen muß, daß ich mich immer recht schubweise mit der Entwicklung befaßt, das Projekt also auch mal monatelang hab ruhen lassen. Zur diesjährigen R4 (2005) war er auch noch nicht einsatzfähig, da ich immernoch mit dem Laboraufbau arbeite und noch keine neue integrierte Platine gemacht habe.
Eines Tages bin ich in der Microcontroller Wiki auf einen Artikel über einen Fahrradcomputer gestoßen. Es fand auch ein Gedankenaustausch mit dem Autor statt, der mich unter anderem auf die Idee brachte, das Signal des Nabendynamos für die Geschwindigkeits- und Entfernungsmessung zu verwenden, anstelle eines separat angebrachten Reed-Kontakts. Ich plane momentan nicht, mein komplettes Projekt online verfügbar zu machen. Sobald die Programmierung noch weiter fortgeschritten ist und wenn ich Lust dazu habe, werde ich jedoch vermutlich ein paar zentrale Programmabläufe hier veröffentlichen.